Lobsingen ohne Ende - Lass mit dir mich herzlich weinen, ganz mit Jesu Leid vereinen.
- Floris van Gils

- 15 sep
- 3 minuten om te lezen

Kennen Sie das Stabat Mater von Pergolesi? Wenn nicht, sollten Sie sich unbedingt eine Aufnahme im Internet anhören. Die ersten Takte gehören zu den bewegendsten Takten der abendländischen Musik. Der Überlieferung nach komponierte Giovanni Battista Pergolesi, der schon sehr früh im Alter von 26 Jahr starb, das Schlussduett auf seinem Sterbebett. Dies war im Jahre 1736. Aufgrund der großen Ausdruckskraft des Werkes verbreitete sich sein Stabat Mater in Windeseile in ganz Europa.
Der Text des Stabat Mater stammt wahrscheinlich von einem Franziskaner aus dem 13. Jahrhundert. Obwohl es ursprünglich nicht für den liturgischen Gebrauch geschrieben wurde, erhielt es im 15. Jahrhundert einen Platz als Sequenz für den Gedenktag der Sieben Schmerzen Mariens am 15. September (dem Tag nach dem Fest der Kreuzerhöhung, zu dem es auch inhaltlich gehört, und eine Woche nach dem Fest Mariä Geburt). Eine Sequenz ist ein Gesang, der an einigen besonderen Tagen in der Eucharistie vor dem Halleluja gesungen wird.
In einer deutschen gekürzten Version kann man das ursprünglich lateinische Stabat Mater unter der Nummer 532 im Gotteslob finden. ´Stabat Mater dolorosa´ heißt hier ´Christi Mutter stand mit Schmerzen´. Diese Version schauen wir genauer an.
1 Christi Mutter stand mit Schmerzen
bei dem Kreuz und weint' von Herzen,
als ihr lieber Sohn da hing.
Durch die Seele voller Trauer,
schneidend unter Todesschauer,
jetzt das Schwert des Leidens ging.
Die erste Strophe beschreibt Maria, wie sie unter dem Kreuz steht. Als Mutter sieht sie ihren Sohn leiden, wie ein Schwert durchsticht die Trauer ihre Seele. Auch in den Strophen zwei und drei werden Marias Trauer, ihr Schmerz, ihre Angst und ihr Mitleiden anschaulich beschrieben. Der Anblick dieses mütterlichen Leides lässt den Autor des Liedes nicht unberührt. Das ´Ich´ des Autors wird zum ´Ich´ eines jeden, der dieses Lied anstimmt. In der vierten Strophe wendet sich das ´Ich´, der Gläubige, direkt an Maria. Es sehnt sich danach, mit ihr und mit ihrem Sohn zu leiden. Er kann nicht wegsehen, sondern er bittet Maria, durch ihr Leiden an dem Leiden ihres Sohnes teilhaben zu dürfen.
4 Drücke deines Sohnes Wunden,
wie du selber sie empfunden,
heilge Mutter, in mein Herz.
Dass ich weiß, was ich verschuldet,
was dein Sohn für mich erduldet,
gib mir teil an deinem Schmerz.
In der fünften Strophe wird das Sterben der Ich-Person mit dem Tod Christi verbunden. Durch das Sterben wird der Gläubige zum Erben des ewigen Lebens. Durch dem Tod Christi ist sein Testament wirksam geworden, er hat das ewige Leben für uns Gläubige erworben. In der deutschen Fassung des Stabat Mater entpuppt es sich als Miterben mit Maria, sie hat schon jetzt vollen Anteil an der Herrlichkeit Christi. Sie, die zuvor mit ihrem Sohn mitgelitten hat, ist nun mit ihrem Sohn verherrlicht.
5 Christus, lass bei meinem Sterben
mich mit deiner Mutter erben
Sieg und Preis nach letztem Streit.
Wenn der Leib dann zur Erde sinkt,
gib mir, dass ich teilhaftig werde
deiner selgen Herrlichkeit.
Das Lied ´Christi Mutter stand mit Schmerzen´ ist voll von urmenschlichen Erfahrungen der Zuwendung und der Trauer über den Verlust eines geliebten Menschen, ja sogar im Speziellen über den Tod des eigenen Kindes. Beim Anhören des Stabat Mater, beim Singen und bei der Betrachtung dieses Liedes, durchleben wir mit Maria das Leiden und den Tod ihres Sohnes. In Marias mütterlichem Leiden kommt uns das Leiden Jesu sehr nahe. Im Blick auf das Leiden Jesu, im Blick auf die Wunden Christi, können auch unsere eigenen Wunden geheilt werden. Unsere Wunden des Kummers und des Leidens, der Schuld und der Sünde, der Trauer und des Verlustes.
Kirchenmusiker Floris







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